Personalverantwortliche haben im Rahmen eines Carve-Out oder einer Veräußerung die Aufgabe gleichzeitig die Mitarbeiter zu schützen und den Deal Value zu sichern. Um dabei erfolgreich zu sein, ist es von Vorteil die Besonderheiten des Carve-Out Prozesses zu kennen. In diesem Artikel erfahren Sie, wie die Personalabteilung einen praktischen Plan für den Carve-Out-Prozess erstellen und zum Erfolg führen kann.

 

Navigating a Carve-Out process

Überblick des Carve-Out-Prozesses: Tipps von HR-Experten

Die Personalabteilung ist ein wichtiges Mitglied im Carve-Out-Team und spielt sogar eine entscheidende Rolle. Die HR-Experten fungieren als Bindeglied zwischen internen und externen Stakeholdern und stellen damit den Erfolg der Transaktion sicher, sowohl im Hinblick auf den Wert der Transaktion als auch für die beteiligten Mitarbeiter.

Stellen Sie sich die Rolle als die eines erfahrenen Navigators vor, der ein Schiff durch unruhige Gewässer steuern muss. In gleicher Weise muss die Personalabteilung ihr Fachwissen einsetzen, um den Carve-Out-Prozess zu einem reibungslosen und erfolgreichen Ergebnis für alle Beteiligten zu führen.

Zuallererst sollte HR ein umfassendes Verständnis des Prozesses selbst und der damit verbundenen Herausforderungen aufbauen. Dazu gehört, sich mit den rechtlichen und finanziellen Aspekte der Transaktion vertraut zu machen, um erfolgreich mit den involvierten Spezialisten zusammenzuarbeiten. Noch wichtiger ist jedoch, dass die Personalabteilung die Auswirkungen auf das HR Target Operating Model (TOM), alle HR-Praktiken und letztlich auf die Mitarbeiter und deren Erfahrungen mit dem Wandel im Blick behalten muss.

HR verfügt im Allgemeinen über das notwendige Wissen und die Erfahrung, um einen solchen Prozess zu steuern, potenzielle Risiken zu mindern und sicherzustellen, dass die Ausgliederung erfolgreich durchgeführt wird. Werfen wir einen Blick auf die wichtigsten Aufgaben, die zu meistern sind.

 

Die wichtigsten Schritte für den Schutz von Mitarbeitern und Deal Value

Shareholder Value und der Schutz der Mitarbeiter sind untrennbar miteinander verbunden. Es ist fast unmöglich, das eine, ohne das andere zu tun. Um beides zu meistern, sollte sich die Personalabteilung auf vier kritische Bereiche konzentrieren.

Kommunikation und Transparenz: Die Personalabteilung muss während des gesamten Prozesses für klare Kommunikation und hohe Transparenz sorgen. Die Mitarbeiter müssen wissen, was geschieht und was es für sie bedeutet. Einschließlich der erwartbaren Änderungen ihrer Aufgaben, Zuständigkeiten und geforderten Ergebnisse. HR sollte allen Stakeholdern in der Übergangsphase Zugang zu benötigten Ressourcen und Unterstützung bieten.

Mitarbeiterbindung: Die Bindung einer Gruppe von Schlüsselmitarbeitern ist entscheidend für den Erfolg der Transaktion. Die Personalabteilung sollte die wichtigsten Mitarbeiter frühzeitig identifizieren und eine Strategie entwickeln, sie an das Unternehmen zu binden. Beispiele für verbreitete Maßnahmen sind die Gewährung von Prämien, die Erarbeitung individueller Karriere- oder Entwicklungsmöglichkeiten oder das Angebot wettbewerbsfähiger Vergütungs- und Leistungspakete.

Einhaltung aller Vorschriften und rechtlicher Fragen: HR sollte eng mit der Rechtsabteilung und dem Compliance-Team zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass rechtliche Anforderungen strikt eingehalten werden, z. B. Arbeitsgesetze, Sozialleistungsvorschriften und Datenschutz. HR muss ebenfalls dafür sorgen, dass die Mitarbeiterdaten korrekt und auf dem neuesten Stand sind.

IT: Wir leben in einer digitalisierten Welt, in der fast alles in eine entsprechende Softwarelösung umgesetzt werden kann und muss. Daher sollte die Personalabteilung überlegen, was im Falle einer Veräußerung mit ihrer IT-Infrastruktur geschieht. Welche bestehenden IT-Systeme werden in die neue Organisation übertragen? Welche können aufgrund von Ineffizienz oder unzureichender Eignung entsorgt werden? Welche Software sollte oder muss ersetzt werden, selbst aus so praktischen Gründen wie einer auslaufenden Lizenz? Denken Sie daran, dass einige Systeme wichtiger sind als andere. Oder anders ausgedrückt: Wir können nur erahnen, welche Auswirkungen eine nicht funktionierende Software für Gehaltsabrechnungen nach einem Change of Control hat.

Kultur: Unabhängig davon, ob man im Rahmen eines Carve-Out zwei unterschiedliche Unternehmenskulturen miteinander verschmelzen oder eine völlig neue aufbauen möchte, HR spielt dabei eine zentrale Rolle. Die drei oben genannten Aufgabenbereiche sind wichtig, aber nicht ausreichend. HR darf nicht vergessen, einen kulturellen Integrationsplan zu entwickeln oder die Säulen einer neuen Unternehmenskultur zu schaffen, die auf einem gemeinsamen Verständnis von Zweck und Aufgaben beruht.

 

Building a secure HR-plan for a carve-out process.

Wichtigste Schritte zur Erstellung eines HR Carve-Out Plans

Ein Carve-Out setzt sich aus vielen beweglichen Teilen zusammen. Ein strukturierter Ansatz ist daher die beste Garantie für Erfolg. Die Einzelheiten eines umfassenden Plans sind Gegenstand eines anderen Artikels. Zur Gewinnung eines Überblicks reicht es, sich erst einmal auf die folgenden Schritte zu fokussieren. Sie vermitteln ein gutes Verständnis für die Aufgaben, die in Ihrem HR-Plan unbedingt enthalten sein sollten.

Definieren Sie den Projektumfang: Stecken Sie ab, was genau verkauft oder veräußert werden soll und was dies für die Personalabteilung bedeutet. Wer sind die betroffenen Personen? Welche HR-Dienstleistungen werden aktuell für sie erbracht? Dazu gehören alle Bereiche von der Vergütung und den Sozialleistungen bis hin zum Recruiting, Fortbildung, Leistungsbeurteilung und Software. Eine genaue Abgrenzung erleichtert das Auffinden der Schnittstellen zu anderen Abteilungen wie Finanzen, IT und Recht. HR sollte mit allen Beteiligten bei der Erstellung eines Projektplans eng zusammenarbeiten, um Zeitpläne, Leistungen und Meilensteine detailliert erfassen zu können.

Definieren Sie das Zielbetriebsmodell: In diesem Schritt sollten Sie sich das aktuelle Betriebsmodell ansehen und Lücken oder Redundanzen ermitteln, die behoben werden müssen. Ein mögliches Ergebnis dieses Arbeitsschritts kann sogar sein, dass man eine gänzlich neue Organisationsstruktur aufbauen oder neue Personalrichtlinien und -verfahren festlegen möchte.

Managen Sie aktiv den Übergang: HR wird mehrere Übergangsaktivitäten gleichzeitig verantworten, darunter die Eingrenzung der zu übertragenden Kernbelegschaft (Ring-Fencing) und die Beantwortung aller mit dieser Gruppe zusammenhängenden Fragen, Neueinstellungen und potenziellen Entlassungen. Je nach Transaktionsform muss die Personalabteilung auch bei der Definition eines neuen HR-TOM, einer neuen HR-Unit und eines neuen Serviceangebotes in der neuen Organisation helfen. Dazu gehört auch gemeinsam mit PR und Marketing einen umfassenden Kommunikationsplan zu entwickeln, der die Mitarbeiter während des gesamten Prozesses auf dem Laufenden hält.

Management der Kosten und Risiken in HR: Ein Carve-Out ist mit Kosten verbunden. Mit der rechtzeitigen Definition eines detaillierten Budgets können Sie sich einen Überblick der Risiken erarbeiten, die den Erfolg der Transaktion beeinträchtigen könnten.

Umsetzung: Nachdem der Plan steht, müssen Sie ihn auch in die Praxis umsetzen und die Fortschritte anhand der wichtigsten Meilensteine überwachen. Dies erfordert regelmäßige Kommunikation mit allen Beteiligten und kontinuierliche Nachjustierungen.

 

Assure knowledge transfer during a carve-out process.

Wissenstransfer im Rahmen eines Carve-Out

Während eines Carve-Out-Prozesses oder der Veräußerung von Unternehmensteilen besteht immer die Gefahr, dass wertvolles Wissen und Fähigkeiten verloren gehen, wenn Mitarbeiter in neue Rollen wechseln oder das Unternehmen verlassen. Dies kann zu ungewollten Nebenwirkungen führen und den Gesamterfolg der Transaktion beeinträchtigen. Die Personalabteilung hat die Aufgabe für Kontinuität sorgen und solche Nebenwirkungen weitestgehend zu reduzieren, indem sie den Wissenstransfer erleichtert. Dazu gehört die Identifizierung von Schlüsselmitarbeitern und ihren Fachgebieten, die Entwicklung von Schulungsprogrammen für neue Mitarbeiter und die Einrichtung von Mentorenprogrammen, um den Wissenstransfer von ausscheidenden Mitarbeitern zu ermöglichen. Die Personalabteilung ist dabei teilweise auf die Geschäftsführung angewiesen, da dort Entscheidungen zur Mitarbeiterbindung getroffen werden, die Anreize für den Verbleib wichtiger Mitarbeiter schaffen und die Kontinuität des Fachwissens gewährleisten. Der erfolgreiche Wissenstransfer stellt sicher, dass ein Unternehmen nach Abschluss eines Carve-Out-Prozesses gut für den Erfolg aufgestellt ist.

 

Zusammenarbeit mit Gewerkschaften und Arbeitnehmervertretern

Die Zusammenarbeit mit Gewerkschaften und Arbeitnehmervertretungen ist ein wesentlicher Aspekt des Veräußerungsprozesses. Dies gilt insbesondere für Europa, wo die Gesetzgebung einen besonders schützenden Rahmen für Arbeitnehmerrechte gewährleistet. HR steht im Mittelpunkt der Zusammenarbeit mit Gewerkschaftsvertretern und Betriebsräten. Deshalb muss HR alle gesetzlichen oder tariflich vereinbarten Rechte kennen. Dazu gehören insbesondere auch Informations- und Anhörungsrechte, wie z. B. Betriebsratsvereinbarungen oder Konsultationsverfahren, die von Region zu Region unterschiedlich sein können.

Offene Zusammenarbeit mit den Arbeitnehmervertretern hilft Vertrauen aufzubauen und potenzielle Konflikte zu minimieren. Denken Sie an transparente und rechtzeitige Kommunikation, die Erläuterung der Gründe für die Ausgliederung und die Herausstellung der Vorteile für die Mitarbeiter. Auch eine allgemein zügige Reaktion auf Fragen oder Bedenken der Arbeitnehmervertreter wird einen reibungslosen Carve-Out Prozess unterstützen und Störungen für Mitarbeiter geringhalten.

 

Cultural integration during a carve-out process.

Kulturelle Integration meistern

Bei einer Ausgliederung geht es nicht nur um die finanziellen und betrieblichen Aspekte. Das menschliche Element ist einer der entscheidenden Gründe, warum ein Carve-Out scheitern kann. Einige Arbeitsplätze werden neu geschaffen, andere gehen verloren, wieder andere werden verlagert, und es herrscht allgemeine Unsicherheit. Die Kultur eines Unternehmens ist ein wesentlicher Bestandteil für ihren Erfolg und muss immer berücksichtigt werden. Dies gilt für die ausgegliederte Unternehmenseinheit ebenso wie für die Organisation, aus der sie herausgelöst wird.

Ohne auf die Einzelheiten des Aufbaus einer Kultur einzugehen, wollen wir hier nur den Schlüsselaspekt der Unsicherheit ansprechen. Unsicherheit kann durch transparente, rechtzeitige und vollständige Kommunikation reduziert werden. Wenn Sie noch einen Schritt weiter gehen möchten, können Sie kulturelle Erwartungen in die Kommunikation einbeziehen und damit beginnen, ein gemeinsames Verständnis von Werten und Überzeugungen (neu) aufzubauen.

Zeiten des Wandels bieten aber auch eine einzigartige Gelegenheit, eine Kultur zu erneuern oder zu stärken. Es ist eine Zeit, in der alte Vorstellungen und Vorurteile abgelegt und eine neue Reise angetreten werden kann. Unternehmen mit einer gut ausgearbeiteten Change Story sind nach einem Carve-Out traditionell erfolgreicher. HR kann die Change Story in ihre Kommunikation einbeziehen, um Engagement und Begeisterung zu wecken. Aber die Personalabteilung ist nur selten selbst für die Erstellung der Geschichte verantwortlich. Dies geschieht in der Regel auf Vorstandsebene als Teil des Visions- und Entscheidungsprozesses, der zu einem Carve-Out führt. Die Personalabteilung ist jedoch dafür verantwortlich, die Kraft einer Geschichte lebendig werden zu lassen.

 

Bringing the carve-out process to safe harbour.

HR ist für beides gut positioniert: Mitarbeiter und Deal Value gleichzeitig schützen

Die Durchführung eines Carve-Out Prozesses ist eine anspruchsvolle Aufgabe für jeden Personalverantwortlichen. Mit einer geplanten Herangehensweise und etwas Fachkenntnis kann man sich den Erfolg aber erarbeiten. Mit etwas Verständnis für die wichtigsten Grundlagen, die Erstellung eines umfassenden Plans und der Gewährleistung von Kontinuität kann HR sowohl die Mitarbeiter als auch den Wert der Transaktion effektiv schützen. Mit zusätzlichem Engagement in Kommunikation, Zusammenarbeit und kultureller Integration bietet ein Carve-Out sogar Möglichkeiten für neues Wachstum und Entwicklung.

HR hat im Prozess das Kommando an Deck und ist für das Segelsetzen und die Kursbestimmung verantwortlich. Sie können zuversichtlich sein. HR verfügt über die notwendigen Fachkenntnisse und wird den Carve-Out meistern können.